Unsere Geschichte

Die Hospitalstiftung zum Heiligen Geist ist neben der Stadt selbst und dem Kloster eine der ältesten noch existierenden Institutionen Kaufbeurens.

Sie wurde im Jahr 1249 von Albert Schleher gegründet. Durch Zustiftungen entwickelte sich die Stiftung zu einem der bedeutendsten Grundbesitzer Kaufbeurens und seiner Umgebung. Deshalb ist auch heute noch die Fahne mit dem Siegel des Spitals beim Tänzelfest neben den Wappen anderer mittelalterlicher Grundherren zu sehen und das Kaufbeurer Stadtmuseum beherbergt in seiner Reichsstadt-Abteilung einige Hinweise auf uns.

Ein dreiviertel Jahrtausend Grundherrschaft, Wohltätigkeit und Engagement für die Bürgerinnen und Bürger Kaufbeurens hinterließen noch weitere Spuren: Begriffe wie Spitalhof, Spittelmühlkreuzung, oder Spittelbach weisen auch heute noch auf die Bedeutung des Kaufbeurer Spitals hin.

Viele Menschen haben „um ihres Seelenheils willen“ oder aus anderen, meist christlichen Motiven die Hospitalstiftung unterstützt. Durch bedeutende Zustiftungen zuletzt von Theresia Moosmang (Moosmanghaus 1979), Hans Dobler (Baumgärtle 1993) und Käthe Mendes, konnte die Stiftungstätigkeit immer weiter ausgebaut werden.

Von der Versorgung Armer, Waisenkinder und Pilger im mittelalterlichen Hospital ausgehend wandelte sich der Stiftungszweck über die Jahrhunderte. Heute betreibt die Hospitalstiftung ein Altenheim, Seniorenwohnanlagen, Seniorentreffs, Betreutes Wohnen zuhause, das Seniorenbüro der Stadt und verfügt über gut 400 Hektar Waldbesitz. Die Stiftung wird seit dem 14. Jahrhundert von der Stadt Kaufbeuren verwaltet.

Ein erheblicher Teil der mittelalterlichen Stadtgeschichte Kaufbeurens wird durch die noch vorhandenen Hospitalstiftungsurkunden geschrieben.

Der Historiker Helmut Lausser hat sie übersetzt und im Rahmen seiner Quellenedition veröffentlicht. Was können uns diese Jahrhunderte alten Dokumente heute sagen? Hier einige Beispiele:

  • " Alle werden wir, wenn wir gerufen werden, vor dem Gericht Jesu Christi stehen; und so, wie wir uns im Leben betragen haben, wird dies gut oder schlecht für uns ausgehen"...

...schrieben der Hospitalstiftung nicht weniger als zwei Erzbischöfe und acht Bischöfe in einer noch erhaltenen Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1295. Die eigene Endlichkeit und Begrenztheit annehmen – es gibt wohl kaum einen Ort, an dem dies mehr geschehen muss als in einem Alten- und Pflegeheim. Das kann bisweilen zu einem Gefühl der Vergeblichkeit und Hilflosigkeit führen. Doch an anderer Stelle der gleichen Urkunde steht:

  • "Deshalb ist es von höchstem Nutzen, daß wir den Tag unsers Hinscheidens im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit zum Guten wenden... Wer aber Wohltaten säht, der erntet Wohltaten und das ewige Leben. "

Hartmann von Dillingen am 13. September 1252 bestätigter, aber noch nicht geweihter, Bischof von Augsburg betonte in einer Spitalurkunde vom gleichen Tag:

  • "So ist es auch unser (persönlicher) Wunsch, dass den Armen Christi, je mehr sie durch körperliche Gebrechen und Armut gebeugt sind, helfend zur Seite gestanden wird, und man den in ihrer Not Hilfesuchenden aber auch Gelegenheit zum Trost im Glauben bietet."

Schon damals galt: Nicht nur die körperliche Hilfe ist wichtig, sondern auch die seelische und spirituelle. "Aber auch Gelegenheit zum Trost bieten" – wo findet sich in Pflege und Betreuung heute das Trösten? Es entzieht sich der Erfassung in Prozessen, Flussdiagrammen und der Durchsetzung in Form von Verfahrensanweisungen. Trösten kann nicht verordnet werden, ist aber von alters her Teil des Auftrags der Hospitalstiftung. Und nicht nur bei Hartmann von Dillingen heißt es:

  • „Weil nun die Brüder des Spitals zum hl. Geist und zum hl. Apostel Bartholomäus in Beuren sämtliche Bedürftigen, die zu ihnen kommen, aufnehmen und mit ihrer helfenden Liebe beschenken, möchten wir Ihnen unsere Unterstützung mit umso größerer Gunst und Erkenntlichkeit zukommen lassen.“

Wenn die Hospitalstiftung heute etwas tut, was von anderen Heimen gar nicht mehr getan wird, nämlich beispielsweise echte Kurzzeitpflegeplätze anbieten oder Menschen aufnehmen, die zu verwirrt sind, um in anderen Heimen noch Platz zu finden, tut sie das also in bester Hospitalstiftungstradition.

Noch älter ist unser heutiger Standort am Gartenweg: St. Dominikus und das "Moosmanghaus":

Bereits im 12. Jahrhundert wurde St. Dominikus (allerdings noch unter einem anderen Patrozinium) als Leprosenkapelle damals noch deutlich außerhalb der Stadt jenseits der Wertach an der Straße nach Augsburg errichtet. Ihre Seitenwände sind das älteste Baudenkmal Kaufbeurens. Die Errichtung eines Sonder-Siechenhauses für ansteckend (Lepra-) Kranke erfolgte vermutlich 1263 durch Angehörige des Dominikanerordens als bescheidenes Fachwerkhaus aus Lehm und Holz für zehn bis zwölf Personen. Nach dem Weggang der Dominikaner 1330 wurde das Sondersiechenhaus bis ins 15. Jahrhundert von der Hospitalstiftung verwaltet. Aus dieser Zeit stammt auch das gemauerte, heute noch vorhandene Spitalgebäude, das „Moosmanghaus“. Es kam 1979, als es zum Pflegeheim umgebaut wurde, wieder zum Altenheim zurück, ist aber ein 500 Jahre altes Gemäuer.

Aus dem Jahr 1616 berichtet eine Stiftungsurkunde, dass die „Sondersiechen“ dort eine kleine Landwirtschaft mit ca. fünf Kühen und einigen Gärten führten. Sie bekamen unter anderem monatlich 5 Pfennige und einen halben Vierling Schönmehl, samstags einen Laib Brot und jeden Tag eine halbe Maß Bier. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gab es kaum mehr Aussatz, so dass eine Schließung in Erwägung gezogen wurde. 1827 wurde das Siechenhaus renoviert und nahm fortan Hilfebedürftige auf. Als „Äußeres Spital“ entwickelte es sich in dieser Zeit vom Kranken- zum Armenhaus und dann 1979 zum Pflegeheim.

Um das mittelalterliche Spital als Pflegeheim nutzen zu können, wurde es 1979, finanziert durch eine Zustiftung Theresia Moosmangs, komplett entkernt und mit einem neuen Dach versehen. Im Original erhalten blieben jedoch die Wände des Langhauses.

Wegen seiner besonders heimeligen Atmosphäre und Bausubstanz wurde es 2009 durch den Anbau eines Wandelgangs und die Sanierung des Bestands zu einem geschlossenen Wohn- und Pflegebereich für schwer demenzkranke Menschen umgebaut. Näheres zum heutigen Moosmanghaus erfahren Sie hier.

Weitere Informationen zur Stiftungsgeschichte gibt es im Internet und in verschiedenen Büchern zur Kaufbeurer Stadtgeschichte:

Unter dem Titel "Pründner, Siechen, arme Dürftige erschien 2009 eine Quellenedition der mittelalterlichen Hospitalstiftungsurkunden. 
(ISBN 978-3-934509-71-9)

Ebenfalls im Jahr 2009 erschien eine Faksimile-Ausgabe des Jahrzeitbuchs unseres Heilig-Geist-Spitals. 
(ISBN 978-3-934509-87-0)

In den drei ersten Bänden der Stadtgeschichte finden sich auch Informationen über die Kaufbeurer Hospitalstiftung. ( Band 1: ISBN 978-3930888603)

Die Bücher erschienen im Bauer-Verlag, Thalhofen.

 

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